Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Trackday-Veranstalter?
Einleitung
Anfang März, verschärfte sich die Lage run um die Corona-Pandimie enorm. Viele EU-Staaten verabschiedeten nie zuvor gesehene Auflagen zur Eindämmung des Virus und damit enorme Einschnitte in unsere Lebensart. Dazu gehören die sogenannten "Social-Distancing"-Maßnahmen genauso, wie die Schließung ganzer Industriebereiche.
Damit befinden wir uns in einer Situation die von Unsicherheit, der Angst Fehler zu machen sowie dem Balanceakt zwischen wirtschaftlicher Stabilität und der Sicherheit der Bürger definiert ist. Alles unter Berücksichtigung der herrschenden Grundrechte - eine schwierige Herausforderung!
Aus rein wirtschaftlicher Perspektive betrachtet, ist die Organisation von Trackdays zu vernachlässigen. Wir bedienen eine kleine Nische für Enthusiasten, die ihre Fahrzeuge gerne auf den schönsten Rennstrecken Europa's bewegen. Wir sind nicht an der Front und halten "den Laden am Laufen" wie das medzinische Personal, Mitarbeiter von Supermärkten und Drogerien, die Müllabfuhr und viele, viele Andere!
Dennoch, die Organisation von Trackdays ist unsere Leidenschaft und deshalb möchten wir Euch einen Einblick hinter die Kulissen gewähren, speziell in diesen für alle schwierigen Zeiten.
Als Basis haben wir hierfür ein ganz einfaches Szenario genommen:
"Ein Trackday-Veranstalter hat für Juni / Juli 2020 ein Event geplant"
Von hier aus möchten wir Euch in vereinfachter From durch die Schritte und wichtigen Faktoren leiten, die bei der Organisation eines Trackdays beachtet werden müssen.
Die Annahmen
Um einen Trackday im Juni oder Juli 2020 zu organiseren, haben die Gespräche mit den Streckenbetreibern sehr wahrscheinlich zu Anfang des Jahres begonnen. Sobald man sich auf einen Termin festgelegt hat, starten die verschiedenen organisatorischen Schritte:
- Überweisung der verschiedenen Anzahlungen der Streckenmiete
- Marketingaktivitäten
- Merchandise und Ausrüstung
- Versicherung und rechtliche Themen
- Fotografen
- Support und Unterstützung
- Aufnahme des E-Briefings und Erstellung aller Informationsmaterialien
- etc.
Lasst uns aber auf die momentan für uns wichtigsten Faktoren blicken, die vor allem die operative Seite unserer Tätigkeiten definieren:
1. Streckenmiete und Zahlungsmodalitäten
Die Streckenmiete ist zweifelsohne der größte Kostenpunkt für einen Trackday-Veranstalter. Die Höhe variiert extrem und ist abhängig von der Streckengröße, anderen dort stattfindenen Veranstaltungen (z.B. Formel 1) und den weiteren Services die angeboten werden.
Alles in allem liegt man hier schnell bei mehreren 10 Tausend Euro, die in Raten vor der eigentlich Veranstaltung gezahlt werden müssen.
Anbei findet ihr ein vereinfachtes Modell der Ratenzahlung, dass Euch einen groben Überblick zu den Zahlungsperioden geben soll. Hierbei handelt es sich um eie fiktive Strecke die eine Tagesmiete von € 20.000 aufruft:
KOSTENPOSITION |
TIMING |
1. Anzahlung |
ca. 4 - 6 Wochen nach Bestätigung des Datums
(€ 4.000 | 20%) |
2. Anzahlung |
ca. 3 Monate vor der Veranstaltung
(€ 6.000 | 30%) |
3. Anzahlung |
ca. 4 Wochen vor der Veranstaltung
(€ 10.000 | 50%) |
Die Übersicht zeigt, wie "Cash-Intensiv" die Organisation ist. Vor allem zu Beginn einer Saison, wenn Anzahlungen für die verschiedenen Strecken fällig werden. Deshalb ist es für Veranstalter wichtig, von Anfang an eine hohe Zahl an "Frühbuchern" zu gewinnen, um nicht auf bestehende Liquidität zurückgreifen zu müssen.
Die Corona-Krise kam am Anfang der Saison deshalb zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Auf der einen Seite befinden wir uns momentan in einer Phase, in der viele Anzahlung fällig werden, auf der anderen Seite sind aufgrund der Maßnahmen sowie der allgemeinen Unsicherheit die Buchungen prinzipiell zum erliegen gekommen und damit die so wichtigen Einnahmen zum Beginn einer Saison.
2. Die Buchungsdynamik
Die folgende Einschätzung basiert auf unseren Erfahrungen, sollte sich allerdings nicht großartig von anderen Veranstaltern unterscheiden.
Unter normalen Umständen, gehen einige Einschreibungen lange Zeit vor dem eigentlichen Trackdaytermin ein. Vor allem bei "Blockbuster"-Strecken wie der Nordschleife, Spa Francorchamps oder dem Bilster Berg sichern sich viele Teilnehmer frühzeitig Ihren Platz.
Im Rahmen der Pandamie hat sich dieses Verhalten verständlicherweise komplett verändert. Wir (und wahrscheinlich alle anderen Veranstalter) haben einen massiven Rückgang der Buchungen zwischen Mitte März und Mitte April zu verzeichnen. Genau in der Zeit, in der weitere Anzahlungen geleistet werden mussten. Allerdings hat sich die Lage - auch in Verbindung mit den ersten Lockerungen - teilweise verbessert und die Zahl der Buchungen hat seit Mitte April zumindest wieder leicht zugenommen.
3. Handhabung von Erstattungen
Meist folgen Trackday-Veranstalter einer Art Tabelle die vorsieht, dass eine Erstattung zunächst kostenfrei erfolgt, dann eine teilweise Erstattung ermöglicht wird und kurz vor der Veranstaltung keine Erstattung mehr erfolgen kann. Die soll das Risiko eines Totalverlustes minimieren.
Aber was passiert, wenn eine Veranstaltung aufgrund von behördlichen Auflagen nicht durchgeführt werden kann? Hier trifft uns als Veranstalter ja grundsätzlich keine Schuld?
Im Moment scheint es hierfür keine einheitliche Herangehensweise zu geben. Während manche Veranstalter eine kostenfreie Umbuchung erlauben, erstatten andere die Teilnahmegebühr.
Wir bei GP Days haben uns entschieden, es so einfach und transparent wie möglich zu gestalten: Sollte ein Trackday im Rahmen der Corona-Krise abgesagt werden, erhaltet ihr natürlich eure Teilnahmegebühr zurück. Alternativ schreiben wir den Betrag gut und ihr erhaltet 10% der Teilnahmegebühr als dankeschön für Eure Unterstützung oben drauf.
Nichtsdestotrotz, eine große Erstattungswelle tut im Zweifel allen Veranstaltern weh, da man momentan auch noch nicht 100%ig abschätzen kann wann und in welcher Höhe die Streckenmieten erstattet werden können.
In der aktuellen Lage gibt es auch noch eine zweiten Faktor, der die Situation deutlich komplexer macht. Wir, sowie viele andere Veranstalter, sind in Europa grenzüberschreitend aktiv. Das bedeute, dass wir, oder auch einzelne Teilnehmer potentiell von Reisebeschränkungen betroffen sind. Auch hier muss eine Lösung gefunden werden, die für Teilnehmer, Veranstalter und Streckenbetreiber akzeptabel ist.
Um den Umsatzverlauf bzw. die Kostenkurve zu verdeutlichen, könnt ihr einen Blick auf die Beispieldarstellung unten werfen. Hierbei müsst ihr allerdings beachten, dass hier jediglich die Organisation von einem Trackday dargestellt wird:
Hieran könnt ihr erkennen, das die momentane Situation höchstwahrscheinlich nicht durch die Einnahmen der geplanten Veranstaltungen getragen werden kann und viele Veranstalter auf vorhandene Liquidität zurückgreifen müssen. Sofern die Situation sich jedoch bald entspannt, sollte dies bei einem großteil der Unternehmen nicht zu extremen Problemen führen - so zumindest unsere Vermutung!
Allerdings verstärkt sich dieser Effekt natürlich ungemein, wenn Veranstalter viele Trackdays in den nächsten Monaten geplant haben. Wie erwähnt ist die Höhe der Anzahlungen bei Strecken wie der Nordschleife, Spa Francorchamps oder dem Bilster Berg nicht zu vernachlässigen.
Die Implikationen
Unsere Einschätzung zur Saison 2020/21
Wie geht GP Days mit der aktuellen Situation um?
Zusammenfassung